Kennst Du das?
Du stehst vor einer wichtigen Entscheidung mit Deinem Partner, aber er meidet die Konfrontation und verschließt sich vor den auftauchenden Gefühlen? Hast Du Dich dann auch schonmal gefragt, warum sich Dein Partner so verhält und wie Du in Deinem Frieden bleiben kannst?
Oder Du bist bei Deiner Mutter zu Besuch und sie spricht die ganze Zeit von ihren Krankheiten. Wenn Du ihr einen Vorschlag machst, was ihre Gesundheit verbessern könnte, winkt sie nur ab, dass würde bei ihr nichts bringen. Du fragst Dich, wieso Deine Mutter sich ständig selbst in die Opferrolle begibt und warum Dich das so ärgert?
Oder Dir macht die momentane, bedrückende Stimmung in der Gesellschaft zu schaffen. Die Nachbarin redet nur noch über die steigenden Infektionszahlen und neulich hast Du einen Streit zweier Kunden am Klopapierregal miterleben müssen. Vielleicht fragst Du Dich mittlerweile, was aus der Welt noch werden soll und warum sich so viele Menschen so irrational benehmen?
Stört Dich auch manchmal diese schreiende Unbewusstheit der anderen Menschen? Fragst Du Dich auch oft, wie Du damit umgehen kannst und in Deinem eigenen Frieden bleiben kannst?
Das Innere Kind und die Innere Erwachsene
Um diese Fragen zu beantworten möchte ich erst einmal zwei grundlegende, innere Anteile erklären, die in jedem Menschen wohnen. Da gibt es die Innere Erwachsene. Dieser Anteil ist in der Lage Situationen differenziert zu betrachten, logische Schlussfolgerungen zu ziehen und Entscheidungen zu treffen. Dieser Anteil kann aber auch gesund Gefühle in sich selbst regulieren und Mitgefühl für Andere entwickeln. Wir alle haben diese Qualität in uns. Die Frage ist nur, überlassen wir die Führung unseres Lebens unserer Inneren Erwachsenen oder geben wir die Führung in andere Hände ab?
In jedem Menschen wohnt nämlich auch ein Inneres Kind. Beziehungsweise sind es vielmehr kindliche Anteile, die meist Bezug auf verletzte, unregulierte Gefühle aus der frühen Kindheit nehmen. Oft äußern sich diese Anteile durch unsere Glaubenssätze wie: „Ich bin nicht gut genug.“, „Ich muss alles alleine schaffen.“, „Ich kann niemandem vertrauen.“, „Keiner mag mich.“, „Ich kann das sowieso nicht.“ – Ich könnte die Liste dieser schwächenden Glaubenssätze ins Unendliche fortführen und ich bin mir sicher, dass Du den ein oder anderen Satz aus Deinem eigenen Leben kennst?
Welcher Anteil hat die Führung?
Nun stellt sich die Frage, welcher Anteil Dein Leben führt. Je bewusster Du die Stimmen in Deinem Kopf, die Dir erzählen, wie ungenügend Du bist, als kindliche Anteile einordnen kannst und je liebevoller und versöhnlicher Du daraufhin mit Dir selbst umzugehen lernst, desto eher wird in Dir die Innere Erwachsene die Führung übernehmen. Und das ist auch sehr gut so!
Nun sind wir Menschen ja aber keine Einzelgänger, auch wenn sich manche manchmal so verhalten, aber wir reagieren trotzdem immer auf unsere Umwelt. Besonders in Beziehungen fordern wir uns gegenseitig dazu heraus, die kindlichen Anteile in uns wahrzunehmen.
Wenn Du Dir die oben beschriebenen Beispiele wieder vor Augen führst, dann wird Dir vielleicht auffallen, dass kindliche Anteile oder eben die schwächenden Glaubenssätze dafür verantwortlich sein können, dass sich der Partner, die Mutter oder die Nachbarin vermeindend, im Opfermodus oder ängstlich verhalten. Man könnte davon ausgehen, dass ihre Inneren Kinder die Führung übernommen haben.
Wie kannst Du nun mit einer solchen Situation umgehen?
Ich stelle mal eine These in den Raum: Wenn Dich ein kindlicher Aspekt oder eine kindliche Strategie an Deinem Gegenüber triggert, weißt Dich dieser Trigger immer auf Dein eigenes Inneren Kind hin. Im Moment des Triggers bist Du selbst nicht in Deinem Inneren-Erwachsenen-Anteil und kannst nicht aus Deinem Frieden heraus auf die Situation reagieren. Dies gilt es zunächst einmal in Dir zu erkennen, um schließlich eine Entscheidung treffen zu können. Nämlich die, dass Du Dich nicht weiter in die Angelegenheit des Gegenüber verstricken lässt, sondern konsequent auf Deine eigenen Gefühle schaust.
Mit anderen Worten, Du übst Dich darin, Deinen Partner, Deine Mutter oder die Nachbarin nicht zu verurteilen oder Dich darüber zu ärgern, dass sie Deiner Meinung nach so irrational agieren, sondern schaust radikal ehrlich auf Dein eigenes Gefühlsleben.
Erst aus dieser Position heraus wird es Dir möglich sein, eine erwachsene Entscheidung zu treffen, die essenziell für Deinen inneren Frieden ist. Es ist die Entscheidung, Dein Inneres Kind selbst zu versorgen und diesem Aufmerksamkeit zu schenken. Diese Entscheidung führt Dich automatisch zurück in Deinen Inneren-Erwachsenen-Anteil und schenkt Deinem Inneren-Kind-Anteil gleichtzeitig die Liebe und Achtsamkeit, die es braucht.
„Jeder muss seinen Frieden in sich selbst finden, und soll der Friede echt sein, darf er nicht von äußeren Umständen beeinflusst werden.“
Mahatma Gandhi
Der Streit im Sandkasten
Ich möchte ein bildliches Beispiel geben: Zwei Kinder spielen im Sandkasten zusammen. Plötzlich fängt ein Kind an aggressiv zu werden, dem Anderen die Schaufen wegzunehmen und es mit Sand zu beschmeißen. Das andere Kind reagiert unmittelbar auf den Angriff und fängt an zu weinen. Es hat sich von dem Verhalten des Gegenübers verstricken lassen und agiert nun selbst seine kindlichen Gefühle ungefiltern aus.
Die Erwachsene, welche daneben steht, wird sicherlich nicht mit in den Streit einsteigen und die Kinder ebenso mit Sand beschmeißen oder weinen. Sie bleibt besonnen. Ihr Anliegen ist es, dass wieder Frieden einkehren kann und zwar bei beiden Kindern. Das schafft sie aber nur, wenn sie selbst im Frieden mit sich ist und sich nicht von dem Verhalten der Kinder triggern lässt. So kann sie sich als Mittelsfrau den Kindern zuwenden und aus der Distanz zu den eigenen Gefühlen und dem Frieden heraus angemessen auf die Situation reagieren.
Selbst wenn ein Kind beginnt die Erwachsene mit Sand zu beschmeißen, dann wahrt die Erwachsene die Distanz und nimmt den Angriff des Kindes nicht persönlich. Natürlich ist es wichtig, dem Kind Grenzen aufzuweisen. Doch würde es Sinn machen, wenn die Erwachsene nun persönlich beleidigt auf das Kind regieren würde? Die Erwachsene ist sich bewusst, dass das Verhalten des Kindes ein Ausdruck der Unfähigkeit ist, die eigenen Gefühle zu regulieren. Sie weiß, dass sie als Aufsichtsperson dafür verantwortlich ist, dem Kind zu helfen, sich besser zu regulieren.
Du bist nicht verantwortlich für das Innere Kind Deines Gegenübers – Nur für Deins!
Nun soll Dir das Beispiel nicht vermitteln, dass Du verantwortlich für die Inneren Kinder Deines Partners, Deiner Mutter oder Deiner Nachbarin bist. Nein, ganz im Gegenteil. Wir sind alle einmal die Erwachsene und auch die streitenden Kinder. Dieses Bild darf Dir helfen in einer herausfordernden Situation mit Deinem Gegenüber nicht selbst zum Kind im Sandkasten zu werden, sondern in die Position der Erwachsenen zu schlüpfen. Wenn Du merkst, dass Dein Gegenüber in seinem kindlichen Verhaltensmustern gefangen ist, erkenne dieses und erspüre zunächst selbst in Dir, ob es einen Trigger auslöst. Wenn es das tut, bleib sofort bei Dir. Dann kannst Du Dich immer Fragen: Warum löst das Verhalten des Anderen, ein solches Gefühl in mir aus?
Der Frieden in Dir beginnt durch Bewertungsfreiheit
Wenn Du selbst aggressiv oder verzweifelt wirst oder Deinem Partner die Schuld dafür gibst, dass Du Dich so schlecht abgrenzen kannst, weisen diese Gefühle in Dir daraufhin, dass Du gerade selbst kindliche Strategien anwendest. Jemanden diffamieren, herabwürdigen oder von oben herab betrachten, weil er sich gerade kindisch verhält ist auch eine kindliche Vermeidungsstrategie. Es geht also nicht darum das Verhalten Deines Gegenübers zu bewerten.
Bedenke, auch Du bist mal in Deinem Inneren-Kind-Muster verhaftet. Auch Du wünschst Dir dann keine Abwertung oder Verurteilung vom Gegenüber, sondern im besten Fall Mitgefühl und eine Hilfe, wieder in den Frieden zu kommen.
Alle Antworten liegen immer in uns selbst und auch hier sollten wir als erstes suchen. Mit dieser Haltung sind wir dem Frieden in uns, dem Frieden in unseren Beziehungen und in der Welt ein wesentliches Stück näher.
Danke Du Wunderbare!….genau das denke und fühle ich immer, wenn ich diese Worte in deinen Mitteilungen lesen darf. Danke für deine Hinweise und danke dafür, das ich mich durch dich erinnert fühlen darf…es ist sehr schön das es dich gibt und ich dich sogar “treffen” durfte. Tut gut !
Oh wie schön, das zu lesen liebe Bettina. Das ist ganz wundervoll, dass Dich meine Mitteilungen erinnern. Danke! <3