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Dezember 22, 2020

Wie mir mein dunkelstes Geheimnis zur Winterwende offenbart wurde

Es war ein feuchtkühler Abend. Die Sonne war bereits untergegangen und der Himmel glühte orange-rosa über den kargen Feldern. Der Waldboden war aufgeweicht und rutschig, doch trotzdem war ich schnellen Schrittes unterwegs. Ich liebe diesen Wald, kenne ihn seit meinen Kindheitstagen wie meine eigene Westentasche und trotzdem schenkt mir dieser Wald bei jeden Spaziergang neue Erkenntnisse. So war es auch gestern Abend, als ich hier im Wald mein dunkelstes Geheimnis erkannte.

Es war Wintersonnenwende, die dunkelste Nacht des Jahres. Ich wollte an diesem Tag eigentlich nicht mehr arbeiten, sondern ihn feierlich in Ruhe und Meditation verbringen. Wie es sich für eine anständige Medizinfrau gehört. Doch am Morgen entschied sich die Businessfrau in mir, nur noch schnell die letzten, wichtigsten Mails zu beantworten, damit alles vor Weihnachten erledigt sei.

Dann war es plötzlich Mittag und ich dachte mir: „Naja ok, ich schreib nur noch schnell einen kleinen Beitrag bei Facebook. Ich möchte doch meiner Community an Winterwende etwas schenken, wenn ich diesmal schon kein kostenfreies Ritual anbiete, dann doch wenigstens einen kleinen, inspirierenden Text.“

Hier und da fielen dann noch ein paar Kleinigkeiten an, die auch noch „ganz schnell“ erledigt werden wollten und dann war es plötzlich Nachmittag. Das Tageslicht schwand mit jeder Minute ein bisschen mehr und ich hatte noch nicht einmal das Haus verlassen.

„RAUS“, rief es plötzlich in mir. „Geh jetzt raus! Und zwar sofort.“

Ah, das war meine innere Stimme. Die hatte ich doch heute erfolgreich ignoriert, aber jetzt schien ihr Geduldsfaden gerissen zu sein. Hin und her gerissen zwischen Pflichtgefühl und Sehnsucht nach Ruhe entschied ich mich für Letzteres und schwang mich in den Wintermantel.

Ein Kind dieser Zeit

Im Wald war es ganz ruhig. Die Luft roch feucht und nach Winter. Alle Tiere hatten sich bereits auf die Kälte eingestellt und in ihren Höhlen verkrochen. Die Energie des Waldes schmeckte nach Stille und Einkehr. Und was machte ich? Ich stratzte schnellen Schrittes durch den Wald. „Ja, wenn ich schon mal draußen bin, dann kann ich ja auch gleich ein kleines Workout machen.“ Nebenbei ratterte die Denkmaschine: Pläne für Weihnachten, die letzten To-Do-Listen, bei wem wollte ich mich nochmal melden…? und so weiter und so fort.

Irgendwann schrie es wieder in mir: „Stop! Halt an! Jetzt! Sofort!“

Ich blieb plötzlich wie angewurzelt stehen und schaute mich um. Hatte ich den Wald überhaupt schon wirklich wahrgenommen, seitdem ich hier herumlief? Hatte ich meinen Platz vom Schreibtisch eigentlich schon verlassen? Körperlich vielleicht schon, aber mein Verstand blätterte immer noch im Terminkalender herum.

Und da fand ich es. Zwischen den sich sanft wiegenden Baumwipfeln und dem feucht-braunen Laub. Hier zum Anbruch der längsten Nacht des Jahres war es verborgen: Mein dunkelstes Geheimnis.

Plötzlich wusste ich, ich bin ein Kind meiner Zeit. Ich bin ein Kind des alten Systems. Mein ganzes Wesen, mein Sein wurde geprägt durch die sogenannte Leistungsgesellschaft. Von klein auf ging es darum, etwas zu werden, etwas zu schaffen, noch besser, noch gesellschaftskonformer, noch mehr zu werden, als ich von Geburt an war. Denn so wie ich bin, scheint es nicht ausreichend zu sein. Zumindest war es das, was mir mein Leben lang vermittelt wurde.

Loslassen in der Haltung der Dankbarkeit

In diesem Moment akzeptierte ich etwas, nämlich, dass ich dieses alte Glaubenssystem so lange selbst am Laufen halte, wie ich meinen Fokus auf mein übertriebenes Pflichtgefühl, meinen Leistungsanspruch und meinen strengen Gedanken, noch nicht genug getan zu haben, lenke. Es war wie eine Last, die von meinen Schultern fiel, als ich dies erkannte und mir eingestand. Ich ging zum nächsten Baum, umarmte den einladenden, mütterlichen Stamm und ließ ein paar Tränen herabrollen. In diesem Moment akzeptierte ich alles was war: Meine Prägung, meine Familie, die Kultur, die Gesellschaft in die ich hineingeboren wurde, das Kollektiv, meine Ahnen, die mir dieses Erbe mitgegeben hatten. Alles! Und so konnte es sich erleichtern.

Es konnte Frieden finden. Langsam zog die Stille des Waldes auch in mein Herz ein und dieses Herz fühlte plötzlich Dankbarkeit für alles, was war. Mein Herz ist großartig darin, Dankbarkeit zu empfinden für Dinge, die mein Verstand nur verurteilen kann. Doch wenn es um das Thema Loslassen geht, dann ist die Haltung der Dankbarkeit der beste Wegweiser.

Wenn wir etwas loswerden wollen, weil wir es satt haben, weil es uns wütend und traurig macht oder verzweifeln lässt, dann ist das ein Zeichen dafür, dass wir die Lektion dieses Themas noch nicht gelernt haben. Alles in unserem Leben möchte uns etwas lehren. Was das ist, muss jede selbst herausfinden, aber das Ziel ist immer das Gleiche: Alles in unserem Leben möchte uns helfen, sodass wir zu mehr Freiheit, Glück und Erfüllung gelangen. Alles möchte uns helfen, dass wir zu mehr Bewusstsein gelangen.

Es war Wintersonnenwende in diesem stillen, dunklen Wald und in diesem Moment durfte sich auch in mir etwas wenden. So sprach ich zu mir selbst:

„Ich verabschiede mich vom alten Glaubenssystem in mir, vom Gefühl “es ist noch nicht genug“ und vom Mangel. Ich bin sehr dankbar, dass mich dieses System bisher begleitet hat, dass es mich wunderbare Dinge gelehrt hat, dass es meinen Charakter geformt hat. Angetrieben durch dieses System habe ich viele Dinge geschafft, geleistet und erreicht. Das gilt es anzuerkennen. Aber nun ist die Lektion gelernt. Nun verwandelt sich das Programm Mangel in die Fülle. Ich erschaffe fortan aus der Ruhe, der Kraft, der Fülle und der Haltung: Es ist absolut genug. Ich bin genug. Es braucht nicht mehr. Alles was ich gebe, ist ein Ausdruck meines inneren, vollkommenen Reichtums und Überflusses.”

Das neue Licht in mir

Nach all den vielen Jahren der Persönlichkeitsentwicklung und der spiritueller Praxis holen mich scheinbar manchmal die Schatten des alten Systems immer noch ein. Diese Schatten, die mir mit strengem Ton einreden wollen, ich sei noch nicht gut genug. Nachdem ich erkannte, dass auch das in mir lebt, dass ich diese alte Welt in mir selbst herstelle und dass die neue Welt nur wachsen kann, wenn ich das Alte in mir akzeptiere, wurde es plötzlich still in mir.

Indem ich mein dunkelstes Geheimnis endlich anerkannte, durfte es sich erlösen. Da wurde es licht und frei in meinem Herzen und eine neue Energie konnte wachsen, wie eine neue Sonne, die ihren tiefsten Punkt erreicht hat, um fortan wieder aufzusteigen.

Und als die Nacht im Wald hereingebrochen war, begrüßte ich das neue Licht in mir!

Germaid Charlotte


Gründerin von New Women New Earth, Coach, Sängerin, Medicine Woman.

Germaid unterstützt Dich darin, Deine Beziehungen zu heilen, damit Du mit Freude und Kraft Deiner Weiblichkeit Ausdruck verleihen kannst.

  • Wie schön 🎯
    🌺
    Dein Schreibstil auch 😄

  • So schön – Herzensdank. Ich erkenne mich auch darin wieder. Habe mir dein “Versprechen an dich selbst” abgespeichert und werde es ausdrucken, um es immer vor Augen zu haben. Alles Liebe für dich, du hast mich einmal sehr inspiriert.

  • Liebe Germaid, Danke für deine Geschichte. Ja, ich kann mich da auch wieder finden. Hatte heute auch ein Erlebnis, dass mich daran erinnert hat, dass noch etwas altes loslassen darf. Es handelt sich in meinem Fall um das Thema Schuld. Das war mir früher eigentlich gar nicht so bewußt. Aber es ist jetzt im Zusammenhang mit meiner Familie sowas von präsent. Das kuriose ist, dass es gar keinen wirklichen Grund dazu gibt. Ich fühle mich aber trotzdem schuldig, meinen Eltern gegenüber. Habe ein schlechtes Gewissen, weil ich mit der aktuellen Trennung, die leider auch von mir nicht immer überwunden werden kann, ein Problem habe. Es sind die alten Wunden, die offenbar, trotz vieler Energiearbeit , noch nicht komplett geheilt sind. Es sind die vielen Triggerpunkte, die immer wieder aktiviert werden. Mein letztes Telefonat mit meinem Vater war vor 4 Wochen an meinem Geburtstag. Es war eine Katastrophe und sehr emotional. Ich fühlte mich angegriffen und hilflos, weil wir in so verschiedenen Welten leben. Ich versuche immer wieder, sie in ihrer Welt sein zu lassen. Mein Vater kann das aber leider nicht akzeptieren. Das macht es leider nicht einfach und so ziehe ich mich immer wieder zurück. Dieses nicht gesehen und anerkannt zu werden, oder zumindest akzeptiert zu werden , tut sehr weh. Wenn dann noch immer wieder in der Wunde aufs neue gestochert wird, macht es sie Sache nicht besser. Als heute das Telefon klingelte und die Nummer meiner Eltern erschient, wollte ich tatsächlich nicht dran gehen. Ich habe es aber zum Glück dann doch gemacht. Es war meine Mutter – die mir dieses Jahr zum ersten Mal nicht selbst gratuliert hatte. Das Gespräch war sehr entspannt und unverfänglich. Ihre Leidensgeschichte, das Wetter… Ich war danach total erleichtert. Ich wünsche mir, dass wir das schaffen, wieder zumindest eine neutrale Beziehung zu bekommen. Sie werden eh nicht mehr lange da sein. Ersten vom Alter, zweitens geboostert. Ich werde heute eine Kerze anzünden und dieses alte Gefühl von Schuld und Angst verbrennen. Als Vorbereitung für die Rauhnächte Alles Liebe Andrea W.

  • Liebe Germaid,
    deine Geschichte berührt mich sehr. Annehmen was ist!!! Alles, was ist mit ihrer wachsenden und ihrer nicht so konstruktiven Seite. Und zwischendurch drängelt sich das Leben mit STOPP oder was auch immer, den Weg fördert, für den sich jede entschieden hat. Der Kampf ist vorbei!!!
    Sehr schön, dass es dich gibt und du deine Erfahrungen mit anderen teilst.

  • Es ist sooooooo schön 😘was Du uns hier weiter gibst, denn genau so fühlt es sich an und würde ich so gerne in mir erlösen! Danke für Deine Worte
    Gott segne Dich ich hab Dich lieb und mir kommen jetzt Tränen der Dankbarkeit und Hoffnung auf diese Erlösung in mir
    Danke 🙏

  • Liebe Germaid, danke für dein Teilen! Deine Geschichte hat mich zu Tränen berührt! Es ist in mir genauso immer wieder geschehen. Manchmal spüre ich, wie sich Freiheit anfühlt und dann greift das alte Muster wieder, und ich verbringe wieder viel Zeit damit, gut genug sein zu wollen. Ich bin so dankbar für alles, was mich weiter in mein Erwachen bringt. Es ist so ein Geschenk, dass ihr jungen Frauen heute den Mut zur Veränderung habt und lebt. Liebe kann alles, und ich habe jahrzehntelang gekämpft und jetzt spüre ich, wenn der Kampf zuende ist, ist Erlösung Gnade. Bedingungslose Liebe ist das größte Geschenk unseres Lebens. Eine Herzensumarmung! 🙏💕🙅🏻‍♀️🍀🕊️🌹💃

  • Es ist so wie Du es erlebt hast und beschreibst Germaid. Danke für Dein Mitteilen, es erfreut mich. Alles Liebe Cornelia

  • Was für eine wunderschöne reale Geschichte. Danke!

  • Liebe Germaid, Deine Geschichte berührt mich total. Vielen Dank dafür. Ich freue mich total auf Dein Webinar heute Abend. Ich möchte so gerne meine Beziehung zum Geld heilen. Ich wähle, dass es ganz leicht, einfach und liebevoll geht. Ich öffne mich für Wunder und Magie und ganz viel Liebe.
    Und ich liebe Deine Musik!!! Herzliche Grüße von Almut

  • Liebe Germaid,
    ganz lieben Dank dafür, dass Du uns an Deinem Spaziergang aus dem Hamsterrad teilhaben ließest. Ja, es kann so einfach sein, wenn wir aufhören, es uns schwer zu machen.
    Viel Ruhe und Kraft für Dich und uns alle
    und viel Freude an den vielen Lichtern – den kleinen und den großen
    Margret

  • Einfach wunderschön, die Geschichte, deren einfühlsame Beschreibung sowie die zu tiefst stimmungsvollen Bilder. Vielen herzlichen Dank, liebe Germaid!

  • Bin ich der einzige Mann, der sich bei dir Inspiration holt? 🙍
    Ganz ehrlich : vielen Dank!

    • Hey lieber Daniel, ich freue mich über jeden Mann der sich bei mir tummelt. Du bist tatsächlich nicht der Einzige. Wie schön, dass Du da bist 🙂 Alles Liebe!

  • Wie wunderschön, liebe Germaid! Ich wünsche dir noch eine friedvolle, erhebende Zeit:-) Liebe Grüße, Asa

  • Liebe Germaid, danke für das Teilen dieses Erlebnisses! Es spricht so viel in mir an!
    Ich spüre es seit ein paar Tagen immer stärker und stärker in mir, dass Loslassen DIE Aufgabe ist, die für mich jetzt ansteht, v.a. auch jetzt in den Rauhnächten. Tief reinspüren, die Lektionen erkennen, annehmen und umarmen und es einfach sein lassen. Und mir dafür die Ruhe und die Zeit nehmen und mich nicht ständig durch alles mögliche, was ich doch eigentlich noch schnell erledigen müsste, ablenken lassen, dadurch vor meiner eigentlichen Aufgabe davon zu laufen.
    Vielen Dank von Herzen und eine schöne Weihnachtszeit und erkenntnisreiche Rauhnächte für dich!

    • Wundervoll. Vielen Dank für Deinen Kommentar liebe Melanie. Wie schön, dass Du die Energie der Rauhnächte für diesen Weg nutzt. Diese Zeit ist sehr stimmig und hilfreich für das Loslassen. Und wenn es das Loslassen der eigenen Enttäuschung über sich selbst ist, mal wieder nicht mir selbst entsprochen zu haben. Liebevoll und milde dürfen wir mit uns sein. Das wünsche ich Dir auch! <3

  • Wow! Ganz wunderbar! So richtig tief und innig! Danke Dir, Du – Große Seele!

  • Danke Germaid für dein Teilen dieses dunklen Moments, in dem ich mich so sehr wiederfinde. Gerade vor Weihnachten klopft diese “Ich will noch eben…” immer wieder bei mir an.
    Ich wünsche dir die Ruhe der Nacht zu Weihnachten und einen erfüllten Einstieg in das Neue Jahr.

    • Vielen Dank liebe Maria, ja genau so ist es. Und wir dürfen uns immer wieder auf die Ruhe und Kraft im Innen besinnen. Ich wünsche dir auch eine ganz besinnliche, innengekehrte Zeit.

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